TENINGEN-KÖNDRINGEN. Auf großes Interesse stieß am Donnerstag die Besichtigung der Firma Kematec im Rahmen der BZ-Ferienaktion. Da mehr als doppelt so viele Anmeldungen eingingen, wie Plätze zur Verfügung standen, musste das Los entscheiden. Die Besucher erlebten eine spannende, knapp zweistündige Führung und wurden im Anschluss vom Unternehmen zu einem Imbiss eingeladen.
Völlig überrascht von der Resonanz zeigte sich Waltraud Wienbreyer. Da Geschäftsführer Erwin Dages kurzfristig geschäftlich nach Frankreich reisen musste und auch sein Sohn Fabian in den USA unterwegs ist, übernahm die Schwägerin des Unternehmensgründers die Begrüßung und Führung der Gäste. Wienbreyer stellte das breite Portfolio des Köndringer Maschinenbauers vor, der nicht nur Lösungen zum Verdrahten und Verkapseln, sondern auch zum Reinigen, Waschen und Trocknen von Flaschen entwickelt. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 40 Mitarbeiter, von denen jedoch der größte Teil in der Montage oder dem Service in der ganzen Welt unterwegs ist. “Gerade im Juli und August bereiten sich die Kellereien auf die Ernte vor, da herrscht Hochbetrieb”, sagte Wienbreyer. Eine Videovorführung vermittelte eine Ahnung von den Anforderungen, die an die Maschinen des Unternehmens gestellt werden.
Waltraud Wienbreyer begrüßt im Namen des Unternehmens die Gäste
Allein schon die Zahlen sind beeindruckend. Denn längst erfolgt die Verkapselung einer Flasche im Sekundentakt. Genauer: im Bruchteil einer Sekunde. 0,36 Sekunden hat eine Maschine Zeit für den Transport des Ausgangsmaterials aus Kunststoff oder Aluminium, die Faltung und den Andruck der Kapsel, die Verdrahtung und den Weitertransport. Dabei geht diese Rechnung nur von 10 000 Flaschen in der Stunde aus. Längst verkapseln die Topmodelle in diesem Zeitraum die dreifache Menge. 30 000 Flaschen in der Stunde, das sind 360 000 am Tag − und das an sieben Tagen der Woche. Fehler dürfen da nicht zu oft vorkommen, denn alle Produktionsprozesse greifen in den großen Abfüllbetrieben ineinander, von der Anlieferung der leeren Flaschen “just in time” bis zur Auslieferung an den Großhandel kostet jede Störung des Ablaufs richtig viel Geld.
Das Publikum an diesem Vormittag ist kenntnisreich, hat zum Teil selbst in der Branche gearbeitet, und stellt immer wieder Fragen. Vor allem das komplexe Zusammenspiel von Mechanik, Pneumatik und Elektronik fasziniert. Oder die neueste Lasertechnik, die zunehmend zur Ausrichtung der Flaschen eingesetzt wird. Alle können nachvollziehen, welcher Druck auf den Konstrukteuren lastet. “Bei der Lieferung wird öfter auch einmal das Dach der Werkshalle des Kunden abgenommen, da können wir nicht um einen Aufschub des Termins bitten”, erklärte Daniel Peter, der die Besucher durch die Konstruktions- und Produktionsabteilung führte.
Schneller, wartungsärmer, zuverlässiger und zunehmend ökologischer sollen die Maschinen aber auch stets nach dem Willen von Kematec-Unternehmensgründer Erwin Dages werden. Mit seiner neuesten Flaschentrocknungsmaschine gelang es ihm, den Energieverbrauch um mehr als 50 Prozent zu senken. “Dazu stellt das Marketing ständig neue Herausforderungen an den Maschinenbau”, erklärte Daniel Peter. Permanent würden neue Flaschengrößen und -formen, neue Aufdrucke und Materialien eingesetzt. Die Gäste sind beeindruckt. “Und wir gehen mit der Flasche so unaufmerksam um, unglaublich, was so eine Flasche in Bewegung setzt”, äußert eine Besucherin. “Sondermaschinenbau ist das Höchste, was es an Technik gibt”, fand Camill Vetter aus Bleichheim. “Sehr spannend und differenziert”, fand auch Angelika Vogelbacher aus Kenzingen die Führung, “alles wurde ganz verständlich erklärt. Aber auch, dass so eine Firma nicht in München oder in einem Ballungsgebiet steht, sondern hier in Teningen.”